Brandanschlag auf Agrarbetrieb im Erzgebirge

Im erzgebirgischen Oelsnitz gehen in der Nacht zum Sonntag landwirtschaftliche Fahrzeuge in Flammen auf. Offenbar gibt es einen Zusammenhang mit den aktuellen Bauernprotesten.

Oelsnitz. Im Erzgebirge wurde in der Nacht zum Sonntag ein mutmaßlicher Anschlag auf einen landwirtschaftlichen Betrieb verübt. Auf dem Gelände an der Oelsnitzer Hauptstraße wurden an mehreren Fahrzeugen die Scheiben eingeschlagen, aus einem Traktor schlugen Flammen. Das offenbar gelegte Feuer breitete sich auf andere dort abgestellte Fahrzeuge aus, etwa einen Gülleanhänger, eine Sattelzugmaschine und einen Volkswagen.

Nach Angaben der Einsatzleitung wurden die Feuerwehr zunächst wegen eines Scheunenbrands gerufen. Als die ersten Retter aus Oelsnitz dann eintrafen, brannte zwar keine Scheune, aber ein Traktor lichterloh.

Nachdem eine stabile Wasserversorgung aufgebaut worden war, habe es eine Stunde gedauert, bis Dutzende Einsatzkräfte aus Oelsnitz und den umliegenden Gemeinden den Brand unter Kontrolle bringen konnten. Zeitweise hätten explodierende Reifen die Löscharbeiten erschwert.

Verletzt wurde durch das Feuer niemand, an den Fahrzeugen soll allerdings Totalschaden entstanden sein. Nach ersten Schätzungen beläuft sich der Schaden auf eine sechsstellige Summe.

Der Anschlag auf den landwirtschaftlichen Betrieb richtete sich offenbar gegen die seit Wochen anhaltenden Bauernproteste und die damit verbundenen Straßenblockaden. Zumindest deutet darauf ein an die Fassade einer Scheune geschmierter Spruch hin, mit dem das Ende der Blockaden gefordert wird. Anderenfalls brenne alles, so die Drohung.

Derweil erfährt der Besitzer des Geländes, Carsten Schulze, viel Unterstützung. Wie die Freie Presse schreibt, fühle sich der Landwirt zwar „sehr mies“, versuche aber über der Sache zu stehen. Noch am Sonntag bekam Schulze Besuch von einem Konvoi der Bauern aus der Umgebung, die sich mit ihm solidarisierten. Einschüchtern lassen wolle man sich nicht.

Auch in sozialen Netzwerken gibt es viel Zuspruch für den Bauern – aber auch viele Mutmaßungen, auch welcher „politischen Ecke“ der oder die Brandstifter kämen. Doch noch wird durch die Kriminalpolizei Chemnitz ermittelt, wegen Brandstiftung und Sachbeschädigung sowie wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Weitere Erkenntnisse versprechen sich die Fahnder von einem Brandursachenermittler.

Außerdem suchen die Beamten nach Zeugen, die zwischen in der Nacht zwischen 1:00 und 2:45 Uhr an der Oberen Hauptstraße in Oelsnitz etwas Ungewöhnliches beobachtet haben.

Quelle: https://www.saechsische.de/sachsen/erzgebirge/brandanschlag-auf-landwirtschaftliche-fahrzeuge-im-erzgebirge-5964743.html


Von André März, Niko Mutschmann und Katrin Hofmann  Freie Presse 11.02.2024

Nach Brand in Landwirtschafts-Unternehmen in Oelsnitz: Das sagt der betroffene Bauer

Vier brennende Fahrzeuge, eine Drohung an der Scheune: Eventuell hat eine am Wochenende in einem Landwirtschaftsbetrieb im Erzgebirge begangene Tat etwas mit den Bauernprotesten zu tun. Carsten Schulze will sich nicht einschüchtern lassen.

Oelsnitz.Unbekannte haben in der Nacht zum Sonntag in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Oelsnitz verheerende Zerstörung angerichtet. Auf dem Gelände von Carsten Schulze an der Oberen Hauptstraße waren Fahrzeugscheiben eingeschlagen, eine Fassade mit einschüchternden Worten besprüht und ein Traktor in Brand gesetzt worden. Dieser war zwischen einem Gülleanhänger und einem Sattelzug der Marke MAN abgestellt. Das Feuer breitete sich von dem Traktor aus und griff auf die Sattelzugmaschine und den Gülleanhänger über. Darüber hinaus fing auch ein Pkw der Marke VW Feuer, wie die Polizeidirektion Chemnitz mitteilt. Diese war gegen 2.45 Uhr in der Nacht alarmiert worden.

Traktor in Vollbrand

85 Einsatzkräfte der Feuerwehren Oelsnitz, Niederwürschnitz, Neuwürschnitz, Lugau, Hohndorf, das Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Stollberg sowie der diensthabende Kreisbrandmeister, Rettungswagen und Polizei waren daraufhin in den frühen Morgenstunden im Einsatz. Wie Enrico Stache, Einsatzleiter der Feuerwehr Oelsnitz, berichtet, stand beim Eintreffen der ersten Kameraden der Traktor in Vollbrand. Das Feuer musste mit mehreren Trupps unter schwerem Atemschutz bekämpft werden. Zeitgleich wurde eine stabile Wasserversorgung aufgebaut. Die Hauptgefahr für die Feuerwehrleute sei von den platzenden Reifen der landwirtschaftlichen Fahrzeuge ausgegangen.

Den Brand hatten die Feuerwehrleute zwar nach etwa einer Stunde gelöscht und verletzt wurde niemand. An den Fahrzeugen entstand jedoch teils Totalschaden. Landwirt Schulze beziffert die voraussichtliche Höhe des Schadens auf etwa 500.000 Euro.

Die Drohung an der Scheune

Die Polizei stellte zudem an einer Scheune einen aufgesprühten Schriftzug fest, der sich „inhaltlich gegen die Bauernproteste richtet“, so die Einschätzung der Polizeidirektion Chemnitz. Es sei nicht auszuschließen, dass dieser Schriftzug mit den Bränden in Zusammenhang steht, weil der Verfasser weitere Brände androht. Die Wörter an der Wand fordern dazu auf, eine „Blockade“ zu beenden, verbunden mit einer klaren Drohung. „Schluss Blockade“ steht dort, und darunter „sonst brennt alles“. Das Aufgesprühte wirkt, als wäre es in aller Eile geschrieben worden.

Zeugen sollen sich melden

Die Chemnitzer Kriminalpolizei hat die Ermittlungen wegen Brandstiftung, Sachbeschädigung und Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten aufgenommen. Am Sonntag waren Brandursachenermittler auf dem Oelsnitzer Hof im Einsatz. Außerdem wurde die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Wer in der Nacht zu Sonntag, zwischen 1 Uhr und 2.45 Uhr, in der Oberen Hauptstraße etwas gesehen hat, das mit den Bränden in Zusammenhang stehen könnte oder Angaben zu den Tätern machen kann, kann sich unter ..

Bauer erfährt Solidarität

Nach Bekanntwerden der Tat waren Unterstützer des Landwirtes am Sonntagnachmittag 14 Uhr in einem Fahrzeugkorso von Lößnitz nach Oelsnitz gefahren. Es fanden sich rund 200 Lkw, Traktoren, Transportern und Pkw vor dem Betrieb ein. Die Veranstalter waren mit Blick auf die Zahl der Teilnehmer, die sich innerhalb weniger Stunden auf den Weg gemacht hatten, zufrieden. Hatten sich diese doch erst seit dem späten Sonntagvormittag auf einer Social-Media-Plattform verabredet. Die Rede war dort von einem „Anschlag gegen einen Protestler“ und dass man sich mit dem Korso „solidarisch“ zeigen wolle. Es sein ein No-Go, dass Privateigentum angegriffen werde. Man selbst habe das bei den Protesten immer versucht zu verhindern.

Der Geschäftsführer des betroffenen Landwirtschaftsbetriebs, Carsten Schulze, sagte, er sei „enttäuscht“. Er fühle sich „sehr mies“, versuche aber über der Sache zu stehen. Es sei ihm klar gewesen, dass auch etwas passieren könne, wenn man Leute blockiere. „Manche verstehen nicht, warum wir auf der Straße sind. Eigentlich kämpfen wir auch für diese Leute mit“, so Schulze. Auch wenn mancher es nicht verstehe, müsse man nun „hart bleiben“. Vom dem Konvoi der Unterstützer fühle er sich bestärkt.